Mach mal ’ne Pause – Stress im digitalen Unternehmensalltag

Keine Zeit, mal kurz durchschnaufen? Immer am Hustlen und der Berg der Aufgaben auf dem Schreibtisch wird trotzdem nicht kleiner? In der heutigen, ständig vernetzten Welt ist Stress zu einem allgegenwärtigen Phänomen geworden. Besonders im digitalen Unternehmensalltag wird der Druck oft unerträglich. Ständige Erreichbarkeit und die Notwendigkeit, immer auf dem aktuellen Stand zu sein, machen es schwer, zur Ruhe zu kommen.

Doch warum empfinden wir diesen Stress und wie können wir ihm effektiv entgegenwirken? Welche Strategien kann man kurz- und langfristig anwenden, um nicht völlig durchzudrehen? In diesem Blogartikel bieten wir einen tiefen Einblick in die Psychologie des Stresses, identifizieren seine Hauptursachen und geben praxisnahe Tipps zur Stressbewältigung.

Die Psychologie hinter dem Stress

Stress ist ein komplexes Phänomen, das sich auf verschiedene Weisen äußern kann und sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen hat. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen akutem und chronischem Stress. Akuter Stress ist eine kurzfristige Reaktion des Körpers auf eine bedrohliche oder herausfordernde Situation, die mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol einhergeht. Dies aktiviert das sogenannte „Fight-or-Flight“-System, das uns in die Lage versetzt, schnell und effektiv auf Gefahren zu reagieren. Chronischer Stress hingegen entsteht, wenn wir über längere Zeit hinweg immer wieder oder kontinuierlich stressigen Situationen ausgesetzt sind. Dies kann durch hohe Arbeitsbelastung, dauernde Erreichbarkeit oder auch zwischenmenschliche Konflikte im Arbeitsumfeld verursacht werden. Chronischer Stress hat tiefgreifende Auswirkungen auf unsere Gesundheit, darunter erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, geschwächtes Immunsystem, Schlafstörungen und psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.

Im digitalen Zeitalter sind wir häufig einer ständigen Informationsflut und Erreichbarkeit ausgesetzt, was unser Stresslevel erheblich steigern kann. Diese dauernde Verfügbarkeit und das Gefühl, ständig auf dem neuesten Stand sein zu müssen, führen zu einer permanenten mentalen Belastung. Psychologisch gesehen hat dies zur Folge, dass wir uns selten wirklich entspannen und erholen können, da das Gehirn ständig im „Alarmmodus“ ist.

Ein weiterer psychologischer Effekt ist die sogenannte „Technostress„, der durch den ständigen Umgang mit digitalen Technologien entsteht. Dies kann sich in Form von Überforderung durch zu viele E-Mails, ständige Benachrichtigungen und das Gefühl, immer online sein zu müssen, manifestieren. Die ständige Nutzung von Smartphones und Computern führt zudem zu einer Verkürzung unserer Aufmerksamkeitsspanne und beeinträchtigt unsere Fähigkeit, tief und konzentriert zu arbeiten.

Verstärkt wird der Stress durch das Phänomen der sozialen Vergleichbarkeit, das durch soziale Medien und digitale Plattformen gefördert wird. Wir vergleichen uns ständig mit anderen und fühlen uns unter Druck gesetzt, genauso produktiv und erfolgreich zu sein, wie es in den Online-Darstellungen unserer Kollegen und Mitbewerber suggeriert wird.

Stress im digitalen Unternehmensalltag: Spezifische Herausforderungen

Im digitalen Unternehmensalltag zeigen sich zudem spezifische Herausforderungen, die über das Gefühl der ständigen Erreichbarkeit und Informationsflut hinausgeht. Eine der größten Herausforderungen ist die Überlastung durch zahlreiche digitale Tools und Kommunikationskanäle. E-Mails, Instant-Messaging-Dienste, Projektmanagement-Software und virtuelle Meetings – die Vielzahl der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten kann schnell überwältigend wirken. Jeder dieser Kanäle fordert unsere Aufmerksamkeit, was zu einer Fragmentierung unserer Zeit und Energie führt.

Ein weiteres großes Problem ist das ständige Multitasking. In der digitalen Arbeitswelt sind wir oft gezwungen, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu erledigen, sei es das Beantworten von E-Mails während eines Meetings oder das Wechseln zwischen verschiedenen Projekten. Studien haben jedoch gezeigt, dass Multitasking die Produktivität mindert und die Stresslevel erhöht, da unser Gehirn nicht dafür ausgelegt ist, ständig zwischen Aufgaben hin- und herzuspringen.

Darüber hinaus führt die Anonymität und Distanz der digitalen Kommunikation häufig zu Missverständnissen und Konflikten. Ohne nonverbale Hinweise wie Mimik und Gestik kann es leichter zu Fehlinterpretationen kommen, was die zwischenmenschlichen Beziehungen im Arbeitsumfeld belasten und zusätzlichen Stress verursachen kann. Aber sind wir ehrlich, auch in persönlichen face-to-face Gesprächen kommt es zu Missverständnissen, vor allem, wenn man schon unter Stress steht.

Ein weiterer Stressfaktor ist der Druck zur ständigen Weiterbildung und Anpassung an neue Technologien. In der schnelllebigen digitalen Welt müssen Arbeitnehmer ständig neue Fähigkeiten erlernen und sich an neue Tools und Systeme anpassen. Dieser ständige Lernprozess kann zusätzlich stressig sein, insbesondere wenn keine ausreichende Unterstützung oder Schulung angeboten wird.

Erste Hilfepunkte: Was kann man tun?

Um den Stress im digitalen Unternehmensalltag effektiv zu bewältigen, ist es wichtig, schnell und gezielt erste Maßnahmen zu ergreifen. Hier sind einige kurzfristige Strategien, die helfen können, den Stress zu reduzieren und ein besseres Gleichgewicht zu finden:

1. Selbstreflexion und Stressquellen identifizieren:

Der erste Schritt zur Stressbewältigung ist die Identifikation der Stressquellen. Ist der Stress allgemeiner Natur oder situationsbedingt? Sind es bestimmte Personen oder Aufgaben, die den Stress verursachen, oder ist es die allgemeine Arbeitsumgebung? Hierbei kann das Führen eines Stress-Tagebuchs hilfreich sein. Indem man regelmäßig notiert, wann und in welchen Situationen Stress auftritt, kann man Muster erkennen und gezielt gegensteuern. Gespräche mit einem Coach oder Therapeuten können ebenfalls dabei helfen, die Ursachen des Stresses zu identifizieren und individuelle Strategien zur Bewältigung zu entwickeln.

2. Zeitmanagement und Prioritäten setzen:

Effektives Zeitmanagement ist eine Schlüsselstrategie zur Stressreduktion. Durch das Setzen von Prioritäten und das Einrichten von Zeitblöcken für konzentriertes Arbeiten kann man die Arbeitslast besser bewältigen. Eine To-Do-Liste, die nach Wichtigkeit und Dringlichkeit sortiert ist, kann helfen, den Überblick zu behalten und unnötigen Stress zu vermeiden. Zudem können Methoden wie die Pomodoro-Technik, bei der man in festen Intervallen arbeitet und dazwischen kurze Pausen einlegt, die Produktivität steigern und gleichzeitig Erholungspausen gewährleisten.

3. Digital Detox: Bewusste Pausen von digitalen Geräten:

Um der ständigen digitalen Überlastung entgegenzuwirken, kann ein „Digital Detox“ sehr effektiv sein. Dies bedeutet, bewusste Pausen von digitalen Geräten einzulegen, z .B. indem man während der Mittagspause das Smartphone ausschaltet oder abends eine bestimmte Zeit festlegt, in der keine E-Mails oder Nachrichten gelesen werden. Auch das Abschalten von Benachrichtigungen und das gezielte Einrichten von Offline-Zeiten können dazu beitragen, die mentale Belastung zu reduzieren und wieder mehr Kontrolle über die eigene Zeit zu gewinnen.

4. Ergonomische und stressfreie Arbeitsumgebung schaffen:

Eine ergonomische Arbeitsumgebung kann körperliche Belastungen und damit verbundenen Stress reduzieren. Dies beinhaltet die richtige Einstellung von Schreibtisch und Stuhl, eine gute Beleuchtung und regelmäßige Bewegungspausen, um Verspannungen vorzubeugen. Kurze Entspannungsübungen und Atemtechniken können zudem helfen, akuten Stress abzubauen. Methoden wie die 4-7-8-Atemtechnik oder kurze Meditationsübungen können direkt am Arbeitsplatz durchgeführt werden und helfen, den Geist zu beruhigen und die Konzentration zu verbessern. 

Eine gesunde Unternehmenskultur, die Pausen und Erholung fördert, trägt ebenfalls zur Stressreduktion bei. Regelmäßige Team-Meetings, in denen über Stressoren gesprochen wird, sowie die Förderung eines offenen und unterstützenden Arbeitsklimas können dabei helfen, den Stress auf ein gesundes Maß zu reduzieren.

5. Unterstützung im Team suchen:

Offene Kommunikation im Team ist entscheidend. Das Teilen von Stressoren und das gemeinsame Finden von Lösungen kann den individuellen Druck mindern. Regelmäßige Team-Meetings, in denen über Arbeitsbelastung und Stress gesprochen wird, können helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Gemeinsame Pausenzeiten oder kurze Teamausflüge können ebenfalls dazu beitragen, den Zusammenhalt zu stärken und eine entspannte Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Langfristige Umsetzungshilfen

Langfristige Stressbewältigung erfordert dagegen nachhaltige Veränderungen in den Arbeitsgewohnheiten und -strukturen sowie die Implementierung gesunder Routinen. Nachfolgend haben wir Euch einen Überblick über konkrete, langfristige Hilfen zusammengestellt, die Euch im Unternehmensalltag unterstützen können:

1. Etablierung gesunder Routinen:

Langfristige Stressbewältigung beginnt mit der Etablierung fester Routinen. Regelmäßige Pausen während der Arbeitszeit und eine klare Trennung von Arbeits- und Freizeit sind essenziell. Routinen wie das Einplanen von festen Arbeits- und Ruhezeiten, regelmäßigen Sporteinheiten und ausreichend Schlaf helfen, die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten.

2. Achtsamkeit und Resilienztraining:

Achtsamkeitstraining und Resilienzförderung sind langfristige Strategien zur Stressbewältigung. Durch regelmäßige Achtsamkeitsübungen wie Meditation oder Yoga kann man lernen, bewusster und gelassener mit stressigen Situationen umzugehen. Resilienztraining hilft dabei, die persönliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress zu stärken und positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.

3. Kontinuierliche Weiterbildung und Entwicklung:

Auch wenn genau dies ein Punkt ist, der uns herausfordert: Im digitalen Zeitalter ist kontinuierliches Lernen unerlässlich. Wir möchten hier jedoch auf das Positive und die eigene persönliche Entwicklung hinweisen! Durch regelmäßige Weiterbildung und das Erlernen neuer Fähigkeiten kann man sich besser an Veränderungen anpassen und fühlt sich weniger überfordert. Unternehmen sollten daher regelmäßige Schulungen und Workshops anbieten, um ihre Mitarbeiter bei der beruflichen und persönlichen Entwicklung zu unterstützen.

4. Förderung einer gesunden Unternehmenskultur:

Eine gesunde Unternehmenskultur ist der Schlüssel zur langfristigen Stressbewältigung. Dies beinhaltet transparente Kommunikation, Wertschätzung und Unterstützung der Mitarbeiter. Unternehmen sollten eine Kultur fördern, in der Pausen und Erholung als notwendiger Teil der Produktivität angesehen werden. Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten und gesundheitsfördernde Programme tragen zur Schaffung einer stressfreien Arbeitsumgebung bei. Setzt Euch hier mit euren Kollegen, Projektleitern und Arbeitgebern zusammen, um einen Plan für weniger mentalen Stress zu erstellen.

5. Langfristige Unterstützung durch Coaching und Mentoring:

Wenn es allein nicht gelingt: Langfristige Unterstützung durch Coaching und Mentoring kann einen großen Unterschied machen. Ein Coach oder Mentor kann helfen, individuelle Stressbewältigungsstrategien zu entwickeln und persönliche und berufliche Herausforderungen besser zu meistern. Regelmäßige Treffen mit einem Coach oder Mentor bieten die Möglichkeit, kontinuierlich an der eigenen Entwicklung zu arbeiten und Stressoren frühzeitig zu erkennen und zu adressieren.

Fazit

Stress ist ein allgegenwärtiges Phänomen im digitalen Unternehmensalltag, doch es gibt viele effektive Strategien, um ihm entgegenzuwirken. Regelmäßige Pausen, bewusstes Stressmanagement und eine gesunde Arbeitsumgebung sind entscheidend, um langfristig gesund und produktiv zu bleiben. Unternehmen sollten die Bedeutung von Pausen und Stressbewältigung nicht unterschätzen und entsprechende Maßnahmen implementieren.

Achtet gut auf euch und eure Aufgaben – bleibt gesund!

Weiterführende Ressourcen

Um tiefer in das Thema Stressbewältigung einzutauchen, gibt es zahlreiche Studien, Artikel, Apps und Tools, die hilfreiche Informationen bieten. Empfehlenswert sind zudem weiterführende Literatur und Experten, die bei der individuellen Stressbewältigung unterstützen können. Eine Expertin ist auch bei uns auf der Konferenz vor Ort: Franziska Seidel. Sie geht auf den heutigen digitalen Stress durch Social Media ein und wie ihr ihn überwinden könnt.